Chronik der Kleingartenanlage – Eisenbahn Kleingartenverein –Simonsmühle- Frankfurt Oder e.V.
(so hieß der Verein früher)
Verfasst am 15.08.2003 von Reinhard St.
„Zur Vorgeschichte ist zu sagen, dass die Kleingartensparte „Reichsbahn Betriebsgruppe Simonsmühle“ 1976 nach der Teilung der großen Kleingartensparte der Reichsbahn, die alle Kleingärten von Frankfurt Oder auf ihren Ländereien umfasste, entstanden ist.
Es entstanden mehrere Kleingartensparten, die an den Stadtverband der Kleingärtner und Siedler (VKSK) als Unterpächter übergeben wurden.
Die Reichsbahndirektion Berlin hatte aber ein Entscheidungsrecht beim Laubenbau und Einflussnahme auf die Gestaltung und unterstütze auch finanziell, aus den Pachteinkünften, bei Bedarf, die Sparten.
Mit dieser Teilung der Eisenbahnsparte wurde auch ihrerseits die Festlegung aufgehoben
„Eine Kleingartenparzelle wird nur an Angehörige der Reichsbahn oder deren Angehörige in zweiter Generation vergeben.“
Es blieb die Festlegung, dass in der Bezeichnung oder Sparte „Reichsbahn oder Eisenbahn“ vorkommen muß.
Es entstand 1977 die „Kleingartensparte Reichsbahn – Betriebsgruppe Simonsmühle“.
Als Vorsitzender wurde Gerhard R. und als Stellvertreter Reinhard St. Gewählt, die jahrelang diese Funktion ausübten.
Kleingärtnerin Emmi B., Mitglied des Vorstandes, als Mitarbeiterin bei der Reichsbahn, pflegte die Verbindung und Zusammenarbeit mit der Reichsbahn.
Die Sparte bestand zu dieser Zeit aus 80 Parzellen. Größtenteils vor Jahrzehnten, etwa 1934 entstanden auf den Ländereien der Reichsbahn, für Angehörige der Bahn.
Ein Großteil der vorhandenen Lauben bzw. Unterkünfte entstand den damaligen Möglichkeiten entsprechend einfach und primitiv.
Der Wasseranschluss wurde von dem benachbarten Bahnbetriebswerk kostenlos bereitgestellt.
Es ging zu dieser Zeit vorwiegend um zusätzliche Nahrungsmittel für die Eisenbahnfamilien mit nicht zu großen Einkommen. Vorwiegend ging es um die Erzeugung von Gemüse und Obst. Teilweise wurden diese auch auf dem Markt angeboten. Gehalten wurden vielfach auch Kaninchen, Hühner, Tauben und Bienen.
Die Kleingartensparte umfasst das Gebiet des Klingetals, beiderseits des Klingegebiets, von der Rathenaustr. bis zur Klingetalsiedlung, eingebettet entlang der Klingetalstr. und andererseits dem Eisenbahndamm.
Innerhalb der Kleingartenanlage befindet sich die ehemalige Ausflugsgaststätte und heutige Ruine der „Simonsmühle“ mit den Parkresten.
Charakteristisch für die Kleingartenanlage ist der Wasserturm, Haltestelle der Bahn, Landgut Gronenfelde und der Jahrhundertalte und hoher Baumbestand im Osten.
Gäste und Spaziergänger die die Kleingartenanlage besuchen, können sich am Bestand von Obst und Gemüse, Blumenpracht erfreuen und die kleingärtnerischen Ideen imitieren sowie die Nutzung der Parzelle, für die Erholung, bewerten.
Neben vielen guten und sehr guten Ergebnissen gibt es auch Beanstandungen und Hinweise zur Einhaltung der Kleingartenordnung.
Eine Attraktion ist das Klingefließ und auch die schöne Verbindungsbrücke hinter der Simonsmühle, sowie die alten und neugestalteten Kleingärten entsprechend der Initiative und Vorstellung des Kleingärtners.
Mit der Gutstellung der neuen Sparte erfolgte ein Zugang von Mitgliedern der „Nichteisenbahner“ und „Junger Bewerber“ für einen Kleingarten.
Die Pacht für einen qm Boden betrug 1977 – 0,02 M jährlich.
Es entwickelte sich ein reges Spartenleben und Aktivitäten auch zur Erholung im Garten, neben der kleingärtnerischen Tätigkeit.
Die staatliche Leitung der Stadt bes. Abtl. Landwirtschaft und Bauamt, leisteten vielseitige Unterstützung bes. finanziell und materiell wie auch fachlich.
Zu den größten Aktivitäten von Seiten der Sparte, 1977-78, war die Anregung an die staatliche Leitung der Stadt die Regulierung des Klingefließes und Trockenlegung eines überschwemmten Teils des Geländes rechts und links der Klinge durchzuführen.
Die gewonnene Fläche eignete sich vorzüglich für die Gestaltung neuer, weiterer Gärten und damit die Befriedigung der neuen Bewerber für einen Kleingarten.
1984 bekam die Sparte die Genehmigung der Reichsbahn zur Erweiterung der Sparte um 23 Kleingärten und Rekonstruktion von 8 Gärten an der Straße Klingetal, westlich von der Simonsmühle, als Bereich „D“ der Sparte.
Neben der Gemeinschaftsarbeit bei der Gestaltung des Bereiches „D“ entsprechend dem Projekt, war die schwierigste Arbeit den Schilf- und Buschwuchs zu beseitigen, sowie die einzelnen Parzellen abzustecken, als Domizil für den Aufenthalt in der Natur und der kleingärtnerischen Nutzung.
Zwischen Klinge und den abgesteckten Parzellen entstand, entsprechend dem Projekt, ein 4 m freier Streifen, als öffentlicher Weg (Spaziergängerweg), von der Ruine der Simonsmühle bis zu den ersten Häusern der Siedlung.
Leider besteht bisher nicht die Möglichkeit (Grund Privatbesitz), an der Simonsmühle vorbei zur Brücke und auf dem anderen Weg bis zum Birnbaummühlen – Weg.
Zur Gestaltung und Nutzung der neuen Anlage der Sparte wurden von den „neuen“ Kleingärtnern 28 Lauben in Massivbauweise errichtet.
Etwa 150 Obstbäume und viele Ziersträucher. Blumen vorwiegend Rosen, sowie Erdbeeren wurden angepflanzt, 700 m Wasserleitung und Stromkabel gelegt und damit alle Parzellen in Eigenleistung mit Wasser und Strom, mit Unterstützung der städtischen Wasserversorgung und Abwasserbehandlung, sowie Energieversorgung Frankfurt Oder, angeschlossen.
Die neue Anlage wurde eingezäunt und größtenteils mit einer Hecke bepflanzt.
Die neuen Kleingärtner waren relativ junge Leute, die den Garten als „Ausgleichsort“ nutzen wollten. Sie wollten die Gartenarbeit als Ausgleich zum Stress auf der Arbeit nutzen, andere waren froh im kleingärtnern ein „Hobby“ zu finden, ihr Obst und Gemüse selbst anbauen zu können.
Auch in den anderen Bereichen des Kleingartenvereins, an der rechten Seite der Klinge bis zum Bahndamm Hang, erfolgte, vor allem durch Pächterwechsel, vereinzelt die Rekonstruktion und Bau neuer Lauben.
Die ehemalige Sparte „Reichsbahn Betriebsgruppe – Klingetal“ hat jetzt die Bezeichnung „Eisenbahn Kleingärtnerverein – Simonsmühle- Frankfurt Oder e.V. und nutzt 43 365 qm Boden der Eisenbahn in 108 Parzellen mit 108 Mitgliedern, teilweise in zweiter und dritter Generation. Zählt man alle Familienmitglieder zusammen, kommen schon rund 300 Gartennutzer zusammen, die sich im schönen Klingetal erholen können.
Immer stärker setzt sich, gegenwärtig, die Tendenz durch, sich vom „Gartenzwerg Image“ zu lösen und sich den „Nichtkleingärtnern“ zu öffnen.
Dazu gehört der Tag des Gartens, Teilnahme an Messen, Schutz des Kleingartenwesens u.s.w.
Die Pacht je qm beträgt gegenwärtig 0,06 Euro, zuzüglich Strom und Wassergeld.
Der Kleingartenverein ist organisiert im Stadtverband der Gartenfreunde Frankfurt Oder und wirkt auf der Grundlage der Gartenordnung und Bundeskleingartengesetz.
Nach dem Tode von Erhard R., dem langjährigen Vorsitzenden der Sparte, wird der Kleingartenverein von
Heinz J. geleitet.
Reinhard St. Kleingärtner in dieser Kleingartenanlage“
Damit endet die Aufzeichnung, ja sie erst sehr umfangreich aber ich wollte sie genauso abschreiben. Da steckt so viel Arbeit hinter und das wollte ich auch so weitergeben.
Chronik mit Stand von 2023